Im letzten Post haben wir zunächst die Grundlagen dafür erarbeitet, warum Leitungswasser ein sicheres und gesundheitsförderliches Lebensmittel ist. Es spricht also nichts dagegen, den eigenen Wasserbedarf mit Leitungswasser zu decken. (Außer aus alten Bleileitungen oder bei einem akuten Legionellen-Befall.)
Wie sieht es denn nun mit anderem Wasser aus? Wir betrachten heute Mineralwasser, Kohlensäurehaltiges Wasser und Wasser aus PET oder Glasflaschen.
Ist Mineralwasser dem Leitungswasser überlegen?
In Deutschland haben wir eine riesige Vielfalt an Mineralwässern. Denn ganz abhängig davon, in welcher Region sie produziert wurden und welche Gesteinsschichten das Wasser durchlaufen ist, enthalten Mineralwässer verschiedene Zusammensetzungen an Mineralstoffen. So kommt auch der individuelle Geschmack zustande. Mineralwässer mit mehr Magnesium schmeckt metallischer, calciumreiches Wasser schmeckt trockener und viel Natrium und Chlorid im Wasser schmeckt salziger.
Trotz dem Vorhandensein von Mineralstoffen, trägt Mineralwasser nicht wesentlich zu unserer Mineralstoffversorgung bei. Mineralstoffe bekommen wir in großen Mengen besser aus Gemüse, Obst, Nüssen, Samen und Hülsenfrüchten.
Für Veganer:innen könnte es sich aber trotzdem lohnen, ab und zu ein Mineralwasser zu kaufen. Denn vor allem Wässer, die viel Calcium enthalten (ab 150 mg/L) könnten zu einer ausreichenden Calciumversorgung beitragen. Außerdem kann es sich lohnen, auf der Website des örtlichen Wasserversorgers nach dem Calciumgehalt des Leitungswassers zu suchen. Wenn der relativ niedrig ist und eine ausreichende Calciumversorgung über andere Lebensmittel schwer fällt, kann sich das Kistenschleppen lohnen.
Mineralwasser in Flaschen kann auch für Säuglinge eine gute Alternative sein. Wenn sich das Leitungswasser aufgrund akuter Verschmutzungen oder ungeeigneter Wasserrohre auch abgekocht nicht für die Ernährung eines Säuglings eignet, kann natriumarmes Mineralwasser die Lösung sein. Auf dem Etikett steht dann: „Ideal für die Zubereitung von Säuglingsnahrung“. Spezielle Baby-Wässer, die oft im Handel angeboten werden, sind nicht nötig. Dabei handelt es sich um reines Marketing und maßlos überteuert sind sie auch.
Wasser lieber aus PET- oder aus Glasflaschen?
Auch wenn sich die Sozialen Medien einig sind, dass Plastikflaschen um jeden Preis vermieden werden müssen, sagt die Wissenschaft etwas anderes: Flaschen aus PET (Polyethylenterephthalat) sind als unkritisch zu betrachten. Laut dem Bundesamt für Risikobewertung enthalten sie, entgegen der Meinung von „Experten“ bei Social Media, keine Weichmacher oder hormonähnliche Stoffe. Problematisch könnten PET-Flaschen nur werden, wenn sie lange in der Sonne gestanden haben. Dabei könnten sich unerwünschte Stoffe von dem Inneren der Flasche lösen und ins Wasser gelangen. PET hat außerdem einen wichtigen Vorteil: Durch das geringe Eigenwicht (relevant für den Transport) sind Mehrwegflaschen aus PET eine relativ umweltfreundliche Lösung, wenn man kein Leitungswasser konsumieren kann.
Glasflaschen können dagegen öfter wieder befüllt werden, gehen aber auch schneller kaputt. Das schwere Eigengewicht der Flaschen wirkt sich negativ auf die Ökobilanz aus. Wer sich für Wasser aus Glasflaschen entscheidet, kann jedoch darauf achten, dass es sich um regional produziert und abgefülltes Wasser handelt, um die Transportwege gering zu halten.
Wasser lieber mit oder ohne Kohlensäure?
Ob Wasser mit oder ohne Kohlensäure konsumiert werden sollte, hängt ganz von den eigenen Voraussetzungen und Vorlieben ab. Denn prinzipiell macht es gesundheitlich keinen Unterschied, für welche Variante des Wassers man sich entscheidet. Ganz im Gegenteil: Wem kohlensäurehaltiges Wasser einfach besser schmeckt, der sollte seinen Wasserbedarf auch darüber abdecken. Hauptsache ist, dass überhaupt Wasser getrunken wird. An Mythen wie „Kohlensäure verursacht Krebs“ oder „schadet dem Verdauungstrakt“, ist nichts dran. Dafür liegen keine wissenschaftlichen Beweise vor. Ob Kohlensäure überhaupt einen positiven oder negativen Einfluss auf die Verdauung hat, lässt sich anhand der aktuellen Daten ebenfalls nicht sicher feststellen.
Wer einen empfindlichen Magen hat, oft aufstoßen oder rülpsen muss, mit Sodbrennen zu kämpfen hat oder zu einem Blähbauch neigt, könnte trotzdem mit stillem Wasser besser bedient sein. Hier spielen das persönliche Befinden und die eigenen Erfahrungen eine große Rolle.
Letztendlich gilt: Hauptsache Wasser trinken. Schon geringe Flüssigkeitsverluste könnten sich negativ auf die körperlichen und geistigen Fähigkeiten auswirken. Deswegen empfiehlt die DGE in etwa 1,5 Liter Flüssigkeit in Form von Wasser oder ungesüßtem Tee zu konsumieren.
Weitere Informationen, Quellen und Lektüren finden sich wie immer hier unten:
Quellen:
verbraucherzentrale.de/wissen/lebensmittel/gesund-ernaehren/mineralwasser-quellwasser-tafelwasser-und-co-13225
mineralwasser.com/mineralwasser/naturprodukt-mineralwasser/jedes-mineralwasser-ist-einzigartig
mineralwasser.com/mineralwasser/naturprodukt-mineralwasser/so-entsteht-mineralwasser/
medizin-transparent.at/babywasser/
medizin-transparent.at/kohlensaeure/
bfr.bund.de/cm/343/fragen-und-antworten-zu-pet-flaschen.pdf
dge.de/wissenschaft/referenzwerte/wasser/
Nina Schneider
Ernährungswissenschaftlerin (B.Sc.), Scienefluencerin, freie Wissenschaftsjournalistin und Gründerin von Pflanzlich Gesund - Evidenzbasiertes Ernährungswissen.