Weltweit leiden bis zu 25% der Menschen in Industrienationen unter Reizdarmbeschwerden. In Deutschland sind es etwa 12%. Frauen leiden statistisch gesehen häufiger darunter als Männer.⠀
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❓Was ist ein Reizdarm? ⠀
Die Erkrankung beschreibt chronische Beschwerden im Darm, die mit Stuhlgangsveränderungen einhergehen. Patienten haben durch die Symptome einen großen Leidensdruck, denn sie führen meist zu einer eingeschränkter Lebensqualität. Die verschiedenen Ausprägungsformen sind: Diarrhötyp (Durchfall), Obstipationstyp (Verstopfung), Mischtyp, Schmerz-/Blähtyp. Weitere Indizien sind: Kein Gewichtsverlust trotz Diät, veränderte Stuhlkonsistenz, bei Stress werden die Beschwerden schlimmer, sie verbessern sich nach dem Stuhlgang, nachts und morgens oft keine Beschwerden vorhanden.
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Reizdarm ist eine Ausschlussdiagnose, das bedeutet, dass alle anderen Erkrankungen des Darmtraktes vorher ausgeschlossen werden müssen und keine andere organische Ursache gefunden wurde. Erst nach einer umfassenden Untersuchung durch einen Gastroenterologen, sowie nach einer Stuhl- und Blutdiagnostik, kann die Diagnose gegeben werden.⠀
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❓Was sind mögliche Ursachen?⠀
Ein gestörtes Darmmikrobiom (Dysbiose), unspezifische Nahrungsmittelunverträglichkeiten, Infektion durch Bakterien/Viren/Parasiten, Stress, psychosoziale Faktoren, eine veränderte Darm-Hirn-Achse.⠀
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⛔️Wie lässt sich Reizdarm therapieren? ⠀
Für die Erkrankung gibt es keinen einheitlichen Lösungsansatz, der auf jeden Patienten passt. Viel mehr orientiert sich die Therapie an den individuellen Triggerfaktoren des Patienten. Patienten sollten die Therapie nicht im Alleingang durchführen, sondern Hilfe eines geeigneten Therapeuten suchen.⠀ ❗️Therapiemöglichkeiten sind:⠀
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🏃🏻♀️allgemeine Lebensstilveränderungen (Sport, mehr Bewegung)⠀
🧘🏽Stressprophylaxe (zB durch Yoga, Meditation) ⠀
Psychotherapie⠀
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🍎 und vor allem eine Umstellung der Ernährung:
Dabei hilft ein Tagebuch, in dem jede Mahlzeit und die auftretenden Symptome nach der Mahlzeit dokumentiert werden (siehe mein Story-Highlight „Darm“). Bestimmte Diäten wie FODMAP oder eine leichte Vollkost können ein guter Start in die Ernährungsumstellung sein. Da viele Patienten nach dem Verzehr von Ballaststoffen Symptome zeigen, sollten diese anfangs verringert und später langsam aufgebaut werden. Ballaststoffe wie Psyllium und resistente Stärke helfen nämlich langfristig für den Aufbau eines gesunden Mikrobioms.
Eine wichtige Therapiemöglichkeit sind außerdem Probiotika (individuell zusammengestellt). In Studien zeigte sich ein Rückgang der Symptome beim Einsatz von Lactobacillus GG, B. longum, B. infantis, L. acidophilus, S. thermophilus, E. coli Nissle, Bifidobacterium longum NCC3001. Der Einbau von Probiotischen Lebensmittel in die tägliche Ernährung ist aber um einiges wichtiger. Eine Kapsel mit Bakterienstämmen enthält mehrere Millionen bis eine Millarden Mikroorganismen. Der Darm ist allerdings mit Billiarden Mikroorganismen besiedelt. Eine Kapsel kann deswegen nicht so viel ausrichten, wie gerne propagiert wird. Viel eher hilft es, langfristig die ökologischen Voraussetzungen im Darm zu verändern. Der Einbau von milchsauer vergorenem (fermentierten) Gemüse (eine Anleitung dazu gibts im Highlight „Darm“) ist eine gute Möglichkeit.
Nina Schneider
Ernährungswissenschaftlerin (B.Sc.), Scienefluencerin, freie Wissenschaftsjournalistin und Gründerin von Pflanzlich Gesund - Evidenzbasiertes Ernährungswissen.