Müssen wir uns Sorgen um Süßstoffe machen? Die Daten zeigen, dass Süßstoffe in üblichen Mengen und darüber hinaus ungefährlich sind.
Für Süßstoffe gilt der ADI (= acceptable daily intake = akzeptable tägliche Aufnahmemenge). Dieser besagt die Menge eines Stoffs, auf Basis des Körpergewichts, die ohne nennenswertes Gesundheitsrisiko ein Leben lang täglich eingenommen werden kann.
Wie wird ein ADI-Wert für einen Süßstoff ermittelt?
Der Wert basiert auf den Ergebnissen aus Tierexperimenten, in welchen der Stoff in hohen Mengen verfüttert wurde. Soweit vorhanden werden auch Daten aus Humanstudien berücksichtigt. Zuerst wird der NOAEL (No-observerd-adverse-effect-level) ermittelt, das ist die Dosis, bis zu der keine unerwünschten Reaktionen auftraten. Der NOAEL wird dann noch durch einen Sicherheitsfaktor von meist 100 geteilt. Es ergibt sich ein ADI-Wert, der nur ein Hundertstel des NOAEL beträgt.
Um es nochmal klar und deutlich festzustellen:
Der ADI ist 100-mal geringer als der minimale Wert, ab dem unerwünschte Effekte festgestellt werden können.
Nach meinen Berechnungen (und dafür hafte ich nicht :D) könnten wir also täglich 21,5 L Cola light trinken, ohne unerwünschte Nebenwirkungen erwarten zu müssen. Und wahrscheinlich könnten wir noch mehr trinken, dank des Sicherheitsfaktors. (Natürlich birgt das Trinken von über 20 L Flüssigkeit an einem Tag andere Nebeneffekte, die ich jetzt hier nicht mit einbeziehe. Bitte trinkt keine 20 L!) Berücksichtigt wurde hier die Angabe des Aspartamwerts pro L, der auf der Website von Coca Cola Schweiz einsehbar ist.
Warum haben Aspartam und Co. trotzdem so einen schlechten Ruf?
Neben übertriebenen Schlagzeilen in populären Onlinemagazinen, und Verbreitung von Mythen durch geschwätzige Tanten und Influencern, liegt die Ursache oft in der falschen Logik einiger „Gesundheitsexperten“. Um beim Beispiel Aspartam zu bleiben:
Aspartam besteht aus einem Verbund aus den Aminosäuren Phenylalanin und Asparaginsäure. Wir spalten den Süßstoff im Körper in den Alkohol Methanol und schließlich auch in Formaldehyd. Beide Substanzen sind giftig. Ein Grund dafür, warum behauptet wird, Aspartam wäre das reine Gift.
Tatsächlich bildet unser Körper selbst Formaldehyd in tausendfach höheren Mengen und wird in unserem Körper für die Herstellung weiterer Substanzen verwendet. Das Methanol wird in so geringen Mengen produziert, dass es keine schädliche Wirkung haben kann.
Übrigens: Ist dir aufgefallen, dass der ADI von Stevia am geringsten ist? Dabei wird uns Stevia doch gerne als „natürlicher“ und bester Zuckerersatz verkauft 😉 Auch interessant ist, dass es für Stevia bisher am wenigstens Forschung gibt. Steviaglykoside sind trotzdem unbedenklich, aber das ist ein gutes Beispiel dafür, wie Werbung uns beeinflussen kann.
Quellen:
efsa.europa.eu/de/topics/topic/sweeteners
suessstoff-verband.info/suessstoff-wissen/suessstoffe-ueberblick/
bfr.bund.de/cm/343/bewertung_von_suessstoffen.pdf
de.coca-cola.ch/kontakt/frag-coca-cola/aspartam
dm.de/mivolis-suessstoff-tabletten-1-200-st-p4058172309854.html
fda.gov/food/food-additives-petitions/additional-information-about-high-intensity-sweeteners-permitted-use-food-united-states
andeal.org/files/Docs/NNSResourceDraft3.pdf
aspartam.at/aspartam-ein-nervengift
Nina Schneider
Ernährungswissenschaftlerin (B.Sc.), Scienefluencerin, freie Wissenschaftsjournalistin und Gründerin von Pflanzlich Gesund - Evidenzbasiertes Ernährungswissen.