Über die letzten Jahre stieg die Zahl der Forschungsergebnisse zum Thema Probitotika exponentiell nach oben. Parallel dazu stiegen auch die positiven Berichte über Probiotika-Kapseln und ihre Wirkung gegen alle möglichen Symptome und Krankheiten. Verdauungsprobleme? Nimm Probiotika. Hautprobleme? Nimm Probiotika. Depressionen? Darmkur? Abnehmen? Krebs? Nimm Probiotika.
✅ Brauchst du ein Probiotikum? Kommt drauf an. In präklinischen und klinischen Studien gab es positive Ergebnisse bezüglich des Verbesserns von Krankheiten wie Reizdarmsyndrom, Antibiotika-assoziierter Durchfall, Infektiöse Durchfallerkrankungen, Colitis ulcerosa und Infektion mit Helicobacter pylori. Bedeutet, bei diesen Erkrankungen könnte ein bestimmtes Probiotikum das Fortschreiten der Krankheit verhindern, oder vor einer erneuten Infektion schützen. Es gibt aber kein universelles Probiotikum. Lass dich von einem Arzt beraten, wenn du unter einer dieser Erkankungen leidest. Er kann dir ein individuelles Probiotikum verschreiben. Kaufe. nie. irgendein. Probiotikum. Wenn du nicht dein Geld aus dem Fenster schmeißen willst.
❌ Leider kann man diese Ergebnisse nicht auf die gesunde Allgemeinheit übertragen. Bei gesunden Menschen haben Probiotika keine positive Auswirkung. Auch keine negative, außer vielleicht das Loch in deinem Geldbeutel. Warum? Das „gesunde“ Mikrobiom ist ziemlich stabil und nicht groß beeinflussbar durch kleine Einflüsse von Außen (also durch ein Probiotikum).
❓Haben dann fermentierte Lebensmittel auch keine Auswirkung? Diese können tatsächlich Vorteile haben. Das liegt aber nicht unbedingt an der Menge an Probiotika die sie enthalten. Sondern an dem Fermentierungsprozess an sich, wobei Nährstoffe vorverdaut werden und bakterielle Metabolite entstehen, die positive Effekte auf die Darmflora haben. Natürlich ist auch hier noch mehr Forschung nötig.
Was kannst du also für einen gesunden Darm tun?
Pro- und vor allem Präbiotische Lebensmittel konsumieren. Täglich eine bunte Vielfalt an Lebensmitteln wie Gemüse, Obst, Vollkornprodukte und Hülsenfrüchte, sowie fermentierte Lebensmittel wählen. Diese können sich langfristig positiv auf unsere Mikrobiota auswirken, sowie eine Verringerung bestimmter Entzündungsmarker, ein verringertes Risiko für Darmkrebs und Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie ein verbessertes Sättigungsgefühl hervorrufen.
Denn wir möchten langfristig gesehen einen gesunden Darm anstreben. Das bedeutet, wir möchten eine möglichst diverse Darmflora mit verschiedensten Mikroorgansimen erreichen. Diese bekommen wir durch unsere alltägliche Ernährung und nicht durch eine Kapsel.
Quellen:
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Nina Schneider
Ernährungswissenschaftlerin (B.Sc.), Scienefluencerin, freie Wissenschaftsjournalistin und Gründerin von Pflanzlich Gesund - Evidenzbasiertes Ernährungswissen.