Säure-Basen-Diäten werden in vielen Büchern propagiert, weltweit erfolgreich vermarktet und haben eine Menge erfolgreicher Anhänger. Und tatsächlich, die Ernährungsweise scheint zu funktionieren. Nach Säure-Basen-Fastenkuren schwärmen viele von einem neuen Körpergefühl. Doch wissenschaftliche Evidenz für das Konzept gibt es keine.⠀
Worauf basiert die Diät?
Beim Säure-Basen-Fasten verzichten die Diäthaltenden auf „säurebildende“ Lebensmittel wie Nudeln, Käse, Brot, Fleisch. Diese sind chemisch gesehen „sauer“, weil sich Verbindungen bilden sollen, die H+ Ionen abgeben. „Basisch“ wirken dagegen hauptsächlich pflanzliche Produkte wie Gemüse, Obst, Nüsse. Die entstehenden Verbindungen sollen H+ Protonen aufnehmen. Zu viele sauere Lebensmittel sollen zu einer latenten Azidose führen – also einer Übersäuerung des Körpers. Dieser Säureüberschuss soll sich auch im Urin messen lassen.⠀
Warum stimmt die Theorie nicht?
Unser Körper besitzt verschiedenartige Puffersysteme, um einem Säure- oder Basenüberschuss entgegenzuwirken. Unser Blut muss nämlich einen konstanten pH-Wert von 7,4 vorweisen, ansonsten wären wir schnell ein Fall für das Krankenhaus. Auch andere Organe und Flüssigkeiten in unserem Körper haben einen spezifischen pH-Wert, so liegt z.B. der unseres Magensafts zwischen 1,5 und 3,5.⠀⠀
Säure-Basen-Tests
In vielen Büchern werden Urintests empfohlen, um die akute Säurelast festzustellen. Allerdings sind diese Tests wenig aussagekräftig und nur eine Momentaufnahme. Nicht mal 1% der Gesamtsäureausscheidung findet über den Urin statt.⠀
Warum „funktionieren“ Säure-Basen-Diäten trotzdem?
Wer eine Särure-Basen-Diät verfolgt, ernährt sich sehr bewusst und ausgewählt. Um „saure“ Lebensmittel zu vermeiden, müssen hauptsächlich unverarbeitete pflanzliche Produkte gegessen werden. Dass das gesund ist, zu Gewichtsverlust und einem „neuen Körpergefühl“ führt, ist nicht verwunderlich.
Nina Schneider
Ernährungswissenschaftlerin (B.Sc.), Scienefluencerin, freie Wissenschaftsjournalistin und Gründerin von Pflanzlich Gesund - Evidenzbasiertes Ernährungswissen.