In der traditionellen und alternativen Medizin wird Kurkuma als Allheilmittel hochgelobt.
Das liegt vor allem an dem Farb- und Wirkstoff Curcumin, dem besonders viele heilende Eigenschaften nachgesagt werden.
Doch was ist dran an den Heilversprechen? ⠀
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Tatsächlich gehört Kurkuma zu den am gründlichsten erforschten Pflanzen, mit über 6000 Peer-Review-Studien und mehr als 600 präventiven/therapeutischen Anwendungsmöglichkeiten. Leider handelt es sich bei den Studien fast ausschließlich um Tier- und Zellkultur-Studien, die höchstwahrscheinlich nicht auf den Menschen anwendbar sind. Diese zeigen unter anderem entzündungshemmende, antithrombotische und immunmodulierende Effekte.
Auf präklinische Studien müssen klinische Studien am Menschen erfolgen, bevor endgültige Aussagen gemacht werden können. Aber auch die Humanstudien, die bisher erfolgten, hatten nur eine begrenzte Aussagekraft, aufgrund schlechter Studiendesigns.⠀
Immer wieder stellte sich heraus: Curcumin ist zu instabil und sehr reaktiv.
Es führt in Screenings zu falsch-positiven Ergebnissen, da es durch die hohe Reaktivität sehr unspezifisch mit verschiedenen Proteinen reagiert. Um tatsächlich Aussagen machen zu können, benötigt eine Substanz aber zwingend eine spezifische Wirkungsweise. ⠀
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Fakten: Das BVL deklariert 125 mg herkömmliches Curcumin als sichere maximale Tagesdosis. Als therapeutische Maßnahme durch Heilpraktiker führte hochdosiertes Curcumin in der Vergangenheit intravenös angewandt schon zum Tod von Patienten. Die traditionelle Anwendung von Kurkuma als Heilpflanze fußt im Prinzip nur auf anekdotischer Evidenz, und unterliegt dem Confirmation Bias und Placeboeffekten.⠀
Wie immer bei Nahrungsergänzungsmitteln, ist der Hype also weit über die tatsächlichen Beweise hinausgegangen.
Es gibt keine rationale Grundlage, um Kurkuma außerhalb der kulinarischen Anwendung zu empfehlen. Aber genauso gibt es auch keinen Grund gesunden Menschen (!) davon abzuraten, solange man sich der Evidenzlage bewusst ist.
Quellen:
Nelson KM, et al (2017): The Essential Medicinal Chemistry of Curcumin. J Med Chem. PMID: 28074653
Gupta, S. C., et al (2013): Therapeutic roles of curcumin: lessons learned from clinical trials. The AAPS journal, PMID: 23143785
https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/lebensmittel/nahrungsergaenzungsmittel/kurkuma-eine-pflanze-fuer-alle-faelle-13696
https://www.krebsinformationsdienst.de/fachkreise/nachrichten/2019/fk14-curcumin-kurkuma-krebs.php
Nina Schneider
Ernährungswissenschaftlerin (B.Sc.), Scienefluencerin, freie Wissenschaftsjournalistin und Gründerin von Pflanzlich Gesund - Evidenzbasiertes Ernährungswissen.