“Künstliche Phosphate im Backpulver schaden Herz & Nieren & Knochen und hemmen die Calciumaufnahme. Deswegen nur phosphatfreies Backpulver/Weinsteinbackpulver kaufen! ”
Stimmt das?
Aussagen wie diese kursieren auf Social Media und werden von Influencer/-innen und Ernährungsberater/-innen geteilt.
Manche Backpulverhersteller drucken sogar die Bemerkung “phosphatfrei” auf ihre Produkte.
Nebenbei bemerkt: Bio-Backpulver enthält überhaupt keine zugesetzten Phosphate: Die sind im Biobereich nicht zugelassen.
Wie funktioniert eigentlich Backpulver?
Backpulver enthält Natron (Natriumhydrogencarbonat) und Säuerungsmittel (z. B. Diphosphate, Zitronensäure, Weinsäure). Beide reagieren durch Hitze und Feuchtigkeit miteinander. Dadurch wird Kohlensäure freigesetzt und kleine Gasbläschen lockern den Teig auf.
Was sind Phosphate?
Phosphate (eine Form von Phosphor) sind essenzielle Nährstoffe, die ein wichtiger Bestandteil unserer Ernährung sind. Sie finden sich in unserem Körper und natürlicherweise in vielen Lebensmitteln.
In der Lebensmittelindustrie werden sie u. a. als Säuerungsmittel, Emulgatoren und Trennmittel eingesetzt.
Zugesetzt werden sie Backwaren, Backmischungen, Cerealien, Wurst, TK-Pizza, Cola, Supplements, Babynahrung,…
Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) sagt dazu:
Phosphate sind unbedenklich. 40 mg pro kg Körpergewicht können täglich konsumiert werden, ohne das bei gesunden Erwachsenen negative Effekte zu erwarten sind. Zugesetzte Phosphate machen nur einen Anteil von 6-30 % der Ernährung aus.
Ganz wichtig: Menschen mit Nierenerkrankungen müssen auf ihre Phosphataufnahme achten.
Es stimmt: Phosphate können unlösliche Komplexe mit Calcium (und anderen Nährstoffen) bilden und haben Einfluss auf den Calciumhaushalt. Aber nur bei zu hoher Phosphat- und zu niedriger Calciumzufuhr kommt es zu einer Risikoerhöhung für Knochenerkrankungen.
Es gibt also keinen Grund Angst vor einem von vielen phosphathaltigen Lebensmitteln zu schüren.
Außerdem löffeln wir Backpulver nicht pur – sondern nutzen es in kleinen Mengen für das Backen von leckeren und nährstoffreichen Gerichten.
Fazit: Eine ausgewogene und bunte Ernährung enthält nicht zu viele Phosphate. Einzelne Lebensmittel ohne fundierten Grund zu verbieten ist niemals sinnvoll. Für Nierenerkrankte sind Alternativen wie Weinsteinbackpulver bzw. phosphatfreie Backpulver sinnvoll.
Quellen:
[1] https://www.chemie.de/lexikon/Backpulver.html
[2] https://www.efsa.europa.eu/de/press/news/190612
[3] https://www.ernaehrungs-umschau.de/print-artikel/12-09-2011-phosphor/
[4] https://www.dge.de/gesunde-ernaehrung/faq/phosphor/
Nina Schneider
Ernährungswissenschaftlerin (B.Sc.), Scienefluencerin, freie Wissenschaftsjournalistin und Gründerin von Pflanzlich Gesund - Evidenzbasiertes Ernährungswissen.